Ein Klassiker zwischen Kult und Klischee

Ardbeg Distillery

Muss man über die Ardbeg Distillery und ihre Whiskys überhaupt noch ein Wort verlieren? Ardbeg ist Legende. Ardbeg setzt Maßstäbe. Ardbeg ist ein Fixstern am Whiskyhimmel. Umso spannender dürfte es sein, einmal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen – nämlich dorthin, woher der Whisky kommt. Genau das hat unser Autor Wolfgang F. Rothe getan.

 

An der Ardbeg Distillery kommt man nicht zufällig vorbei. Wer hierherkommt, will hierherkommen. Das liegt nicht nur daran, dass sie auf einer Insel liegt, nämlich auf der für ihre zahlreichen Destillerien bekannten Hebriden-Insel Islay. Das liegt auch daran, dass die Straße, die hierherführt, danach nur noch ein paar vereinzelte Häuser sowie das einsam gelegene Kildalton-Cross ansteuert, bevor sie sich im Nichts verliert.

 

Dennoch braucht sich die Ardbeg Distillery weder um zu wenige Besucher noch um eine zu geringe Nachfrage nach ihren Whiskys Sorgen machen. Nicht ohne Grund wurde 2021 ein neues, hochmodernes Brennhaus mit jetzt vier statt zuvor nur zwei Brennblasen in Betrieb genommen und die Produktionskapazität auf diese Weise nahezu verdoppelt. Bei Ardbeg weiß man also Tradition mit Innovation zu verbinden.

 

Erreichbarkeit / Öffnungszeiten

Nicht trotz, sondern wegen ihrer einsamen Lage kann man die Ardbeg Distillery kaum verfehlen. Unter dem ikonischen Wegweiser gegenüber dem ehemaligen Islay Hotel in Port Ellen, das jetzt Ardbeg House heißt, haben sich schon unzählige Whisky-Nerds fotografieren lassen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen ist täglich von 09:30 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Lediglich in den Wintermonaten ist sonntags geschlossen.


Bewertung: Sehr gut

 

Ambiente / Erster Eindruck

„Rest and be thankful, for you have arrived”, steht auf einer Bank an der Zufahrt zur Destillerie. Eine bessere Begrüßung hätte man kaum wählen können, denn wer das gepflegte Gelände betritt, hat sofort den Eindruck: Hier bin ich willkommen, hier möchte ich erst einmal bleiben. Als kleinen Nachteil könnte man allenfalls anmerken, dass von einer „working distillery“ zunächst nicht allzu viel zu bemerken ist.


Bewertung: Gut

 

Team

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ardbeg Distillery sind mehrheitlich seit Jahren, manche seit Jahrzehnten und einige sogar seit Generationen hier tätig. Wer hier arbeitet, kennt sich aus. An Auskunftsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit gibt es nichts zu beanstanden. Selbst größere Gruppen, die unangemeldet aufschlagen, werden nicht abgewiesen. In solchen Fällen zeigt das Team sein volles Potenzial.

Bewertung: Sehr gut

 

Angebote

Aktuell werden zwei verschiedene Touren angeboten: Für 20 £ kann man an der „quintessential Ardbeg Tour“ teilnehmen und drei Standard-Whiskys verkosten. „The wee tour with the bigger taste“ kostet zwar das Doppelte, dafür kann man sich aber auch an vier Sonderabfüllungen erfreuen. Wer danach noch nicht genug hat, kann aus mehreren Tasting Flights auswählen, die zwischen 20 und 100 £ kosten.

Bewertung: Gut

 

Gastronomische Versorgung

Fast so berühmt wie die Destillerie selbst ist „The Old Kiln Café“. Dabei handelt es sich um ein Restaurant, das vom Frühstück über den klassischen Afternoon Tea bis hin zum opulenten Dinner alles anbietet, was Magen und Herz begehren. Kleinere Speisen kann man an dem „The Ardstream Trailer“ genannten Imbissstand erstehen und im Freien verzehren. Letzterer ist allerdings nur vom Frühjahr bis zum Herbst geöffnet.

Bewertung: Sehr gut

 

Distillery Shop

Das Angebot an Verkostungs-Zubehör, Kleidung und den anderen üblichen Merchandising-Artikeln ist nicht übermäßig groß, lässt aber kaum einen Wunsch unerfüllt. Die Standardabfüllungen gibt es in allen Größen – vom Sample bis zur 4,5-Liter-Flasche. Was allerdings fehlt, ist eine Distillery-Exclusive-Abfüllung oder die mittlerweile in vielen Destillerien bestehende Möglichkeit, sich eine Flasche vor Ort selbst abzufüllen.

Bewertung: Befriedigend

 

Preis-Leistungs-Verhältnis

Wenn man bedenkt, dass sich die Ardbeg Distillery im Besitz des französischen Luxus-Konzerns Moët Hennessy befindet, kann man die Preise, die für Touren, Speisen oder Mitbringsel verlangt werden, zwar nicht unbedingt als günstig, wohl aber als manierlich bezeichnen. Und wenn man darüber hinaus in Betracht zieht, wie gut man dabei durch das kompetente Personal beraten und bedient wird, kann man mehr als zufrieden sein.

Bewertung: Gut

 

Fazit

Ardbeg kann einfach alles: von diversen Standardabfüllungen mit konstant hoher Qualität und vertretbarem Preis bis hin zu extrem hochpreisigen, aber dafür exzellenten Einzelfassabfüllungen. Angesichts dessen kann man die alljährlich neu erscheinenden Sonderabfüllungen, deren mangelnde Unterscheidbarkeit gewöhnlich durch eine hübsche Verpackung und eine nette Geschichte aufpoliert wird, ruhig außer Acht lassen.

Insofern ist es verständlich, dass Ardbeg über eine solide Fanbase verfügt. Wer sich dazuzählt, wird sich durch nichts davon abhalten lassen, den Ort seiner Träume zumindest einmal im Leben aufzusuchen. Aber auch sonst – zumindest wenn man im Anschluss an eine Tour durch die Destillerie auch noch das unweit entfernte Kildalton Cross aufsucht –, ist Ardbeg nicht nur einen Besuch, sondern sogar eine Reise wert.


Mystery DistilleryCheck

Ardbeg Distillery      
Testurteil     1,7
       
Erreichbarkeit / Öffnungszeiten     1
Ambiente / Erster Eindruck     2
Team     1
Angebote     2
Gastronomische Versorgung     1
Distillery Shop     3
Preis-Leistungs-Verhältnis     2
       

Adresse

Ardbeg Distillery
Port Ellen
Isle of Islay
PA42 7EA
Scotland

 

Autor

Dr. Wolfgang F. Rothe
wasserdeslebens@gmx.net

 

Fotovermerk

iStock, Wolfgang F. Rothe

Bilder zum Artikel:

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