Berühmte Whisky-Liebhaber aus Film und Fernsehen
Welcome to the Dr(e)am Factory
Whisky verbindet Menschen. Dafür ist nicht nur der „Whisky-Botschafter“ mit seiner abwechslungsreichen Leserschaft ein Beweis, sondern auch zahlreiche Whisky-Foren, -Clubs und -Messen. Hier treffen sowohl Menschen verschiedenen Alters, verschiedener Geschlechter und verschiedener Herkunft aufeinander als auch verschiedener Profession. Sind sie im Alltag und ihren Lebenswelten mitunter völlig verschieden, so vereint sie doch die Leidenschaft zu Whisky. Von Daniel Wagner.
Das betrifft auch „Berufe“, die im Fokus der Öffentlichkeit stehen und die jeweiligen Personen als „prominent“ gelten. Und so ist es kaum verwunderlich und stellenweise auch weitreichend bekannt, dass neben einigen Politikern (Margaret Thatcher, Winston Churchill, u. a.) sich vor allem bei Künstlern Alkohol im Allgemeinen und Whisky im Speziellen über die Jahrhunderte großer Beliebtheit erfreute. Egal ob Autoren wie Truman Capote, Mark Twain, William Faulkner und Hunter S. Thompson oder Musiker wie Frank Sinatra, Keith Richards und Lady Gaga – sie alle eint(e) die Liebe zu Whisky. Und natürlich ist da auch das Film- und Fernsehbusiness keine Ausnahme und so gibt es hier ebenfalls
einige prominente Beispiele für Whisky-Liebhaber vor und hinter der Kamera.
Einer von ihnen war Humphrey Bogart, welcher Ende der 90er vom American Film Institut zum „größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten“ gewählt wurde. Dabei schaute Bogart während seiner Karriere nicht nur besonders gern in die Augen („Kleines“, CASABLANCA), sondern recht häufig auch zu tief ins Glas – getreu seinem Motto „Man muss dem Leben immer um mindestens einen Whisky voraus sein“. Das hatte hin und wieder sogar positive Effekte, so etwa bei den anstrengenden Dreharbeiten zu AFRICAN QUEEN (1951). Vor Ort in Uganda und dem Kongo fing sich nämlich die gesamte Crew wegen eines verschmutzten Wasserfilters eine Magen-Darm-Erkrankung ein. Außer Regisseur John Huston und eben Bogart – beide tranken Gerüchten zufolge wohl ausschließlich Whisky. Seine Leidenschaft dafür entfachte jedoch relativ spät. Nach Aussagen seines Biographs trank Bogart bis Anfang 40 eine wilde Mischung aus Bier, Martinis und Drambuie. Erst als ein Journalist zu ihm sagte, er trinke „wie ein Kind“ wechselte der Schauspieler zu Scotch. Den streckte er dann meist mit Soda und nannte es „Loudmouth“, weil der Drink die Menschen redselig machte. Und die Legende besagt, dass er sogar auf dem Sterbebett die letzten Worte seinem Lieblingsgetränk widmete: "I should never have switched from Scotch to Martinis." Amen!
Genau wie sein „Rat Pack“-Kollege Frank Sinatra war auch Dean Martin ein Whisky-Liebhaber. Beide favorisierten stets den (recht günstigen) J&B Rare Blended Scotch – welcher wegen seines markanten Etiketts (rote Schrift auf gelbem Grund) auch aus einer Vielzahl italienischer Thriller (siehe auch Whisky-Botschafter #3/2021) bekannt ist. Bei vielen seiner Fernseh- und Bühnenauftritte in den 50er- und 60er-Jahren kokettierte Martin mit seinem Image als Whisky-Trinker. So sah man ihn fast nie ohne Glas in der Hand und er „vergas“ hin und wieder absichtlich seine Einsätze. Dabei war in den Tumblern oft nur eine sehr schwache Mischung aus Scotch und Soda oder sogar nur Apfelsaft.
Der Dritte im Bunde der „alten“ (Hollywood-)Schule ist Robert Mitchum. Der Schauspieler war nicht nur bekennender Chivas Regal-Trinker, sondern spielte in KILOMETERSTEIN 375 (THUNDER ROAD, 1958) selbst einen Whiskyschmuggler, der sich in Tennessee die Bundespolizei und die Mafia gleichzeitig zum Feind macht. Regisseur Sydney Pollack erzählte einmal, dass Mitchum am Set des Thrillers YAKUZA (1974) seinen Whisky über den ganzen Drehtag verteilt aus einem bis zum Rand gefüllten Wasserglas trank – ohne Eis. Wer denkt, dass es nur vor vielen Jahrzehnten whiskytrinkende Schauspieler in Hollywood gab, täuscht sich jedoch. Ein zeitgenössisches Beispiel wäre etwa Harrison „Indiana Jones“ Ford. Dieser ist unter anderem Fan von Bruichladdich, deren 40-jähriges Exemplar er in seinem Film MORNING GLORY (2010) trinkt. Und in Zusammenarbeit mit Wyoming Whisky und der amerikanischen National Park Foundation hat Ford als Creativ Director sogar eine eigene Whisky-Collection herausgebracht. Doch nicht nur die kernigen, fast schon klischeehaften Haudegen einer vergangenen Hollywood-Ära waren Whisky-Liebhaber, auch die ein oder andere Schauspielerin hat in den vergangenen Jahrzehnten Gefallen am Wasser des Lebens gefunden. So hatte etwa auch Katharine Hepburn, genau wie ihr Schauspielkollege aus AFRICAN QUEEN Humphrey Bogart, eine Leidenschaft für Whisky – vor allem für die Marke The Famous Grouse. Diese entdeckte sie jedoch erst relativ spät, da sie während ihrer Hollywood-Karriere auch mit den Schattenseiten übermäßigen Alkoholkonsums in Berührung kam. So war ihre jahrzehntelange Affäre, der Schauspieler Spencer Tracy, selbst Alkoholiker und Hepburn half ihm bei seiner Sucht. Im Gegenzug half in späteren Jahren Hepburn der Whisky angeblich bei ihrem leichten, unkontrollierten Kopfzucken, welches ein Zeichen einer frühen Parkinson-Erkrankung war.
Doch auch einige Frauen des modernen Hollywoods sind dem Whisky nicht abgeneigt. So ist etwa Schauspielerin Mila Kunis seit 2014 Markenbotschafterin von Jim Beam. Damit wollte die inzwischen zu Suntory gehörende Marke den Markt noch mehr für Frauen öffnen. Kunis, unter anderem bekannt aus den Serien DIE WILDEN SIEBZIGER und FAMILY GUY, hat ihre Liebe zu Bourbon von ihrem Mann, dem Schauspieler Ashton Kutcher, übernommen. Der genießt seinen Whisky am liebsten in Form eines Penicillin-Cocktails. Ebenfalls sowohl aus einer Serie bekannt als auch Whisky-Markenbotschafterin ist Christina Hendricks. Sie ist jedoch nicht das Gesicht eines Bourbons, sondern eines Scotchs: Johnnie Walker. Dabei ist die Schauspielerin nicht nur privat Malt-Fan, sondern hat auch beruflich eine enge Verbindung damit. So spielte Hendricks eine der Hauptrollen in der beliebten Dramaserie MAD MEN (2007-2015), in der es um eine Werbeagentur im New York der 60er geht. Und ganz authentisch sind die (vorwiegend) männlichen Protagonisten dem Whisky alles andere als abgeneigt.
Das zeigt wiederum, dass es nicht nur „echte“ berühmte Whisky-Liebhaber gibt, sondern durchaus auch fiktionale. Don Draper (Lieblingswhisky: Canadian Club), die Hauptfigur aus ebenjener Serie MAD MEN, ist nur einer davon. Weitere Beispiele wären zudem der bereits in der letzten Kolumne erwähnte Ron Burgundy, ein von Will Ferrell gespielter Nachrichtenmoderator in der Komödie ANCHORMAN (2004). Dieser trinkt im Film den ebenfalls fiktiven Whisky „Great Odin’s Raven“, welcher im Zuge von Marketingmaßnahmen zur einige Jahre später erschienenen Fortsetzung tatsächlich in kleiner Auflage auf den Markt gebracht wurde. Comicfans dürften sich hingegen an den guten alten Captain Haddock aus den Tim & Struppi-Comics erinnern, der auch in den dazugehörigen Serien und Verfilmungen des Öfteren zu seinem geliebten Loch Lomond griff. Erstmals tauchte die Marke zwar 1966 in Die Schwarze Insel auf, doch Autor und Zeichner Hergé bezog den Namen damals wahrscheinlich noch auf einen schottischen See und nicht auf die tatsächlich existierende Whisky-Marke. Die Destillerie war zu jenem Zeitpunkt zwar schon kurz eröffnet, jedoch durch die geringe Verkaufsmenge noch völlig unbekannt. Ursprünglich trank der Seemann sogar eine noch bekanntere Marke. Bei der Erstveröffentlichung der „schwarzen Insel“ Ende der 30er- bzw. Anfang der 40er-Jahre griff Captain Haddock nämlich noch zu Johnnie Walker.
Und wer in dieser Auflistung nun James Bond vermisst, muss sich entweder in Erinnerung rufen, dass dieser sich eigentlich traditionell seinen geschüttelten Martini gönnt - oder vielleicht auch nur auf eine der kommenden Kolumnen warten…
Autor
Daniel Wagner
Fotovermerk
Jim Beam (Mila Kunis)