Kehren die Lowlands zurück?

Die Lowlands dürften wohl eine der verkanntesten wie am wenigsten beachteten Whiskyregionen Schottlands sein. Dies liegt mit Sicherheit an den aktuell nur wenigen vertretenen Brennereien. Indes: Gebrannt wird hier nicht nur dreifach destillierter Whisky, auch von zahlreichen Neueröffnungen ist die Rede.

 

Die Lowlands als Whiskyregion ist in mehrfacher Hinsicht von Sonderheiten geprägt. Dies betrifft nicht nur ihre mögliche Verortung historischer Demarkationslinien nach oder jener der Scotch Whisky Association von 2009. Überdies findet, wer sucht, gegenüber den wenigen aktiven Brennereien eine weitaus größere Anzahl geschlossener Brennereien, die heute oftmals als besondere Raritäten gehandelt werden. Zuletzt steht die Frage des Geschmacks im Raum. Von Islay kennt man vor allem torfige Whiskys. Wer in die Speyside reist, der sucht im Garten Schottlands gern nach den „fruchtigen“ Malts. Die Highlands gebieren sich wiederum vordergründig als voll von „Heidekraut“. Und die Lowlands? Ihren Geschmack definiert man als etwas zarter, so der Tenor. Zudem kommt, dass Whiskys aus den Lowlands en gros gewöhnlich jüngeren 
Datums sind. Denn Whiskys aus den vielen, v. a. in den 1970er bis späten 1980er Jahren geschlossenen Brennereien sind in der Regel schwer begehrt und schwer 
zu finden.

 

Doch eins nach dem anderen. Welche Gemarkungen umfassen die Lowlands so eigentlich? Historisch erstmals bekannt wurden die „Lowlands“ im Sinne einer kulturell-sprachlichen Trennung zwischen dem 15. und 20. Jahrhundert unter dem Namen „a‘ Ghalldachd“, was übersetzt so viel meint wie „der Ort des Fremden“. Definiert wurde die Bevölkerung der Lowlands damit als sprachlich nicht-gälisch, während sich die Bevölkerung der Highlands der gälischen Sprache bedient(e). Die zugehörige Demarkationslinie der so genannten Highland Line zieht sich westlich von Glasgow von der Isle of Arran und dem Firth of Clyde aus erst gen Nordost und schließlich gen Norden mit einer kleinen Biegung durch die Speyside hindurch Richtung Inverness. Die große Trennung zwischen den Highlands und Lowlands in Sachen Whisky indes wurde 1784 durch den so genannten „Wash Act” – einem Steuergesetz – vollzogen. Während die Brennereien der Highlands über die Größe ihrer Brennkessel besteuert wurden, wurden jene der Lowlands über die Gallone in der Wash Still besteuert, wodurch die Lowlander ungleich höhere Steuern abzugeben hatten. Die zugehörige Demarkationslinie zog sich als geologische Verwerfung ähnlich wie die Highland Line entlang der sogenannten Highland Boundary Fault von der Isle of Arran und dem Firth of Clyde auch erst gen Nordost, aber hier weiter an die Ostküste nach Stonehaven südlich von Aberdeen, womit sich die Lowlands „verkleinerten”.

 

Die letzte Grenzziehung in Sachen Whisky erfolgte schließlich 2009 den Scotch Whisky Regulations nach. Deren Definition verlegt die Grenze noch ein Stück tiefer gen Süden auf einer „begradigten” Linie von West nach Ost. Auch sie beginnt wie die Highland Line und der Highland Boundary Fault am Firth of Clyde, verläuft aber in einer nur leicht schrägen Linie gen Ost über Perth zum Firth of Tay bei Dundee.

 

Der großen Definition nach liegen die Lowlands – auch als Central Lowlands bekannt – als „Zentrum” Schottlands so zwischen den Highlands im Norden und den Southern Uplands ganz im Süden sowie dem Firth of Clyde im Westen und dem Firth of Forth im Osten. Als industrielles Herz Schottlands besitzt die Region ausgedehnte landwirtschaftliche Anbauflächen und gilt als die am dichtesten besiedelte des Landes. Zudem liegen hier Edinburgh, Glasgow, Aberdeen, Dundee, Perth, Stirling und Ayr – insgesamt umfasst die Region so sieben der zehn größten Städte Schottlands. Weitere, mittelgroße Städte bilden Falkirk, Cumbernauld oder Dunfermline. Den Kern der Central Lowlands bildet wiederum der Central Belt. Er meint die Region zwischen der Geschäftsstadt Glasgow im Westen und der Universitätsstadt Edinburgh im Osten. Abgeschlossen werden die Lowlands schließlich von den Southern Uplands, welche im Süden an die Grenze zu England stoßen.

 

Geht man von dem enger definierten Rahmen der 2009 definierten Whiskyregion aus, mussten die Lowlands hier, einst hochaktiv, viele Schließungen verkraften. Denn ein Großteil der Brennereien lag gerade in vorgenanntem Central Belt. Manch Brennerei war gar in einer der beiden Städte Glasgow oder Edinburgh beheimatet. Vor allem in Glasgow, so heißtes, sollen sich einst rund 20 Whiskybrennereien versammelt haben. Bis 2010 produzierte hier sogar Port Dundas ihre Grain Whiskys. Auch Kinglaith produzierte hier gelegen, allerdings nur kurzzeitig (und im Prinzip nur als Independent erhältlich). Ebenso die Grain Brennerei Garnheath aus dem Moffat/Inver House-Brennereikomplex in North Lanarkshire, die allerdings nur knapp 20 Jahre genutzt wurde. Besonders an ihr gebiert sich jedoch die Tatsache, dass sie Glen Flagler als Malt Brennerei beheimatete und zudem die Marke Killyloch produzierte. Littlemill in West Dunbartonshire wiederum gilt als die älteste Brennerei Schottlands mit Gründungsdatum 1772. Hinzu kommt Inverleven, deren Grain als auch Malt Whiskys aus einer seltenen Lomond Still stammen sowie Dumbarton als Grain Distillery, die zusammen als „Grain-Whiskykomplex von Dumbarton” bekannt wurden. Ihre Whiskys mündeten großteils in den Blended Scotch Ballantine’s.

 

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