Rothaus Black Forest Single Malt
Ein „Wasser des Lebens“ aus zwei Quellen
Wer eine „Rothaus-Destillerie“ sucht, läuft ins Leere. Das aqua vitae namens Rothaus Black Forest Single Malt Whisky sprudelt nämlich munter aus gleich zwei Quellen. Die Badische Staatsbrauerei Rothaus, aus der die Idee zu diesem Produkt stammt, liefert die Würze, aus der dann in der Destillerie Kammer-Kirsch der Whisky wird. Über die langjährige, fruchtbare Zusammenarbeit dieser beiden erfolgreichen Unternehmen berichtet unser Autor Karl Rudolf.
Es ist tatsächlich eine „Schnapsidee“ im besten Sinne des Wortes, die Max Sachs im Jahr 2005 durch den Kopf geht. Der Braumeister der Badischen Staatsbrauerei Rothaus, damals im 18. Jahr auf diesem Posten und dank einiger Schottland-Urlaube auch ein Liebhaber des uisge beatha, plant einen Rothaus-Whisky. Was er an Rohstoffen dazu braucht, ist in einer Brauerei ja schließlich vorhanden: Malz, Wasser und Hefe. Sein Vorgesetzter Dr. Thomas Schäuble (Alleinvorstand der Badischen Staatsbrauerei von 2004 bis 2012), befürwortet das Vorhaben. Es gibt da nur ein Problem: Die Brauerei hat kein Brennrecht. Das Problem wird gelöst durch eine Kooperation mit der in Karlsruhe ansässigen Destillerie Kammer-Kirsch. Mit dieser Partnerschaft kam zusammen, was vor vielen Jahren schon mal als badisches Eigentum zusammengehört hatte: Die anno 1791 vom Benediktinerkloster St. Blasien bei der Gaststätte „Zum Rothen Haus“ im Ort Grafenhausen gegründete Brauerei fiel 1806 im Zuge der Säkularisierung an das Großherzogtum Baden und firmierte ab dem Jahr als Großherzoglich Badische Staatsbrauerei Rothaus.
Die Geschichte von Kammer-Kirsch beginnt mit einem Antrag „zum Schutze des ächten Kirschwassers gegen Verfälschung“ im Jahr 1910. Die Badische Landwirtschaftskammer richtete seinerzeit eigens eine „Wein- & Trinkbranntweinabteilung“ ein, die den qualitätsbewussten Brennern Preise sicherte, die über den Tagespreisen für gewöhnliche Produkte dieser Art lagen. Diese „Hilfsaktion“ entwickelte sich bald zu einem bedeutenden Geschäft, dem freilich noch ein Markenname fehlte. Folglich konnte das kaiserliche Patentamt dann am 21. Juni 1912 den Namen Kammer-Kirsch in Verbindung mit dem badischen Wappen als Schutzmarke registrieren. Am 31. August 1923 wurde – aus finanziellen Gründen – die Kammer-Kirsch-Aktiengesellschaft gegründet. Diese erwarb ab 1932 nach und nach einen Teil der Gebäu¬de der Seldeneck´schen Brauerei in Karlsruhe, die bis heute Sitz der Kammer-Kirsch GmbH sind. Der Rest des Anwesens wird von dem Kulturzentrum Tempel genutzt.
Unter Karl Erdrich wurde die Aktiengesellschaft Kammer-Kirsch im Jahr 1961 in eine GmbH umgewandelt. Die expandierte, kaufte zu den Eigenen weitere Obstbrandmarken und stieg auch ins Importgeschäft ein. Karls Sohn Gerald Erdrich übernahm dann 1989 die Führung der erfolgreichen Firma Kammer-Kirsch GmbH. Er baute das Geschäft mit den Importen weiter aus, blieb allerdings auch dem Schwerpunkt eigene Obstbrände weiterhin treu. Doch dann kam 2005 die Rothaus-Brauerei mit ihrem Vorschlag für einen Malt Whisky …
Feines Bier für besten Whisky
Die renommierte Badische Staatsbrauerei Rothaus, berühmt durch ihr Bier namens Tannenzäpfle, kann ihr weiches Brauwasser aus gleich sieben Quellen schöpfen. Mit diesem Wasser wird heimisches Braumalz, ergänzt um sehr aromatisches Karamellmalz, in den kupfernen Kesseln des 2006 neu errichteten Sudhauses gemaischt und dann geläutert, also von den unlöslichen Bestandteilen (Treber) getrennt. Die so gewonnene hoch konzentrierte Würze wird dann im Gärkeller der Rothaus Brauerei vergoren. Tankwagen bringen dieses Jungbier über rund 200 Kilometer nach Karlsruhe in die Hardtstraße, wo es in der Destillerie Kammer-Kirsch zum Rothaus Black Forest Malt wird.
Gutes Bier ist Grundlage jeden Whiskys und Whiskeys, auch wenn dieses „Grundbier“ nicht völlig identisch ist mit unserem beliebten Volksgetränk. Was zu Whisk(e)y werden soll, wird in der Regel ohne Hopfen gebraut. Diese „Seele des Getränks“ (das Malz hingegen gilt als „Körper“) aromatisiert und stabilisiert das Bier, gibt ihm aber auch einen herben, oft bitteren Geschmack, der im Whisky nicht erwünscht wäre. Das Grundbier, das von Rothaus seit der ersten Auflage ihres Malt Whiskys geliefert wird, sei für Braumeister Ralf Krieger, Nachfolger des Whisky-Entwicklers Max Sachs, „wie ein Hobby“, sagt er. Denn Whisky passe zu einer Brauerei: „Die Geschmacksnuancen sind die gleichen.“ Ob der Whisky aber wirklich gut wird, entscheidet sich schließlich doch erst in der Brennerei. Kammer-Kirsch destilliert das Rothaus-Grundbier in relativ kleinen kupfernen Brennblasen nach schottischer Manier zweifach. Das auf optimale Weise gewonnene Destillat reift danach für mindestens drei Jahre in den temperaturbeständigen Eiskellern der ehemaligen, heute denkmalgeschützten Seldeneck´schen Brauerei, die mittlerweile auch Kammer-Kirsch beherbergt. Die gebräuchlichen Reifefässer sind aus dem Holz der amerikanischen Weißeiche und enthielten zuvor angehenden Bourbon Whiskey; aber auch 2nd-filled Highland Malt Casks sind in Gebrauch. Vor der Abfüllung kommt nochmals die Brauerei ins Spiel: Mit Brauwasser von Rothaus wird der Black Forest Single Malt Whisky auf seine übliche Trinkstärke von 43 % vol. eingestellt.
Die erste Edition dieses mittlerweile vielfach ausgezeichneten Malts wurde im Juni 2006 destilliert und im September 2009 von Brauerei-Partner Kammer-Kirsch abgefüllt. Die 1.440 Flaschen dieses ersten Jahrgangs waren innerhalb von zwei Tagen vergriffen und erzielten Höchstpreise. Seither kam jedes Jahr eine weitere Abfüllung auf den Markt. Die (noch) aktuelle ist die Edition 12, abgefüllt im März 2020. Die Nase entdeckt darin Anklänge von Vanille und Toffee, eingebun¬den in warme, würzig-fruchtige Noten. Am Gaumen dominieren die Aromen von schwarzen Früchten, der lang anhaltende Abgang dieses Whiskys ist wunderbar würzig. Wer jetzt Lust auf diesen köstlichen Single Malt aus dem Schwarzwald verspürt und bei der Edition 2021 zugreifen möchte, wird sich noch etwas gedulden müssen. Die Partner¬schaft aus Brauern und Brennern hat sich entschlossen, dem 2021er noch etwas mehr Zeit im Fass zu gönnen – er soll also erst im Herbst dieses Jahres abgefüllt werden.
Dass der verfügbare Rothaus-Whisky immer etwas knapp sein wird, lässt sich wohl nicht vermeiden. Denn „wir wollen nicht Menge, son¬dern Qualität liefern“, erklärte der Brauerei-Alleinvorstand Christian Rasch einmal in einem Gespräch. Dennoch kam ab 2011 jedes Jahr mindestens eine Sonder-Edition auf den Markt. Die erste war „Black Forest meets Scotlan“, für die im Dezember 2009 ein zuvor schon in Ex-Bourbon Casks gereifter Rothaus Malt fürs Finishing in eine 2nd filled GlenDronach Sherry Pipe (Cask Nr. 196 from 1996) umgefüllt wurde. Das nächste Special war 2012 ein „Madeira Wood Finish“. In den Folgejahren wurden zusätzlich Malts offeriert, die ihr Finishing in Madeira- (2012), Pinot-Noir- (2013), Peaty Cask- (2014), Dark-Rum- (2015), Lemberger- (2016) oder Banyuls- und Madeira-Fässern (beide in 2018) absolviert hatten.
Spezielles von den Spezialisten
Doch das war noch nicht alles, was die fruchtbare Zusammenarbeit von Brauerei und Brennerei zuwege brachte. Die Sonderedition 2020 zum Beispiel war ein zehn Jahre im Ex-Bourbon-Fass gereifter und ungekühlt gefilterter Rothaus Black Forest mit 46,5 % vol. Vier Jahre zuvor, 2016, wurde in der 1791 gegründeten Badischen Staatsbrauerei Rothaus deren 225-jähriges Bestehen gefeiert. Folglich bestellten die Brauer bei ihren Partner-Brennern den passenden Jubiläums-Whisky. Mit dieser kastanienbraunen Köstlichkeit, deren Duft an in Tannen¬honig eingebundene heimische Früchte wie Aprikose, Mirabelle und Quitte denken ließ, wurden – leider – nur 225 (sic!) eigens zu diesem Malt kreierte Flaschen befüllt, die jeweils in eine Kiste aus Tannen¬holz gepackt wurden. Dass diese Abfüllung zu den Sammlerstücken gehört wie manch andere Edition, ist also nicht verwunderlich.
Eine weitere Besonderheit der Badischen Staatsbrauerei Rothaus ist die exponierte Lage im Hochschwarzwald. So ist der Schwarzwald nicht nur Namensgeber für den Whisky, sondern die Hochlage wird auch für die Lagerung ausgewählter Fässer verwendet. Dabei entstand mit dem Highland Cask 2019 eine weitere Sonderedition. Das Besondere hier: Der Whisky reifte ausschließlich in Holzfässern aus Schwarzwaldeiche in über 1000 Metern Höhe in Kellern der Rothausbrauerei. Demzufolge ein echter Highland Whisky.
Wenn es noch einen Beweis dafür gibt, dass die Rothaus-Brauerei in Kammer-Kirsch den idealen Partner gefunden hat, dann ist das die lange Liste der Auszeichnungen, mit denen der Rothaus-Whisky und die Brennerei in den letzten Jahren bedacht wurden. Allein zwischen 2017 und 2019 gab es für den Whisky bei nationalen und internationalen Wettbewerben sieben Gold-, zwei Silber- und drei Bronze-Medaillen. Die Destillerie Kammer-Kirsch wurde vom Whisky Guide Deutschland schon 2011 und 2012 zu „Germany´s Best Whisky Distillery“ und beim BISC 2017 auch als „Germany Whisky Distillery of the Year“ gekürt. Aber wie sagt man im „Ländle“: „Von nix kommt nix!“ In diesem Fall heißt das: Wäre der Whisky nicht ausgezeichnet und sein Hersteller (hier Brauer und Brenner) nicht sehr kompetent, dann hätte es auch keine Auszeichnungen gegeben.
Karl Rudolf
Adressen:
Badische Staatsbrauerei Rothaus AG
Im Rothaus 1
79865 Grafenhausen
Destillerie Kammer-Kirsch GmbH
Hardtstr. 35-37
76185 Karlsruhe
Bild/Bezugsquelle: Destillerie Kammer-Kirsch GmbH (www.kammer-kirsch.de)
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