Sogwirkung: Die Faszination von Küsten

Küsten sind fesselnde Orte, die die Menschen seit jeher in ihren Bann ziehen. Sie markieren die Verbindung zwischen Land und Meer, sind gleichsam Ende und Anfang von etwas – und die Heimat vieler Destillerien. Wir haben dem Reiz schottischer Küsten-Malts nachgespürt. Von Telse Prahl.

An der Abbruchkante einer Küste zu stehen und tief unter sich das tosende Meer zu wissen, hat etwas Gewaltiges und Ursprüngliches. Das Wasser zeigt sich hier als unzähmbares Element, respekteinflößend und majestätisch. Natur in Reinform. Wenn die raue See unaufhörlich auf zerklüftete Klippen prallt und spektakuläre Verwirbelungen im Wasser erzeugt, ist das ein Schauspiel, das durch seine Kraft und Schönheit beeindruckt. Und bei aller Wildheit hat die Gleichmäßigkeit, mit der sich das Ganze wiederholt, auch etwas Beruhigendes, Meditatives. Stundenlang könnte man verweilen und auf das Wasser starren.

Dabei war und ist der Blick auf die riesige dunkle Meeresfläche nicht selten begleitet von einer unbenennbaren Sehnsucht sowie der Frage, was sich wohl unter der Wasseroberfläche bzw. hinter dem Horizont befindet. Nicht umsonst haben Küstengegenden häufig eine mystische Bedeutung, werden etwa als "Ende der Welt" bezeichnet. Diese Begrifflichkeit sagt zweierlei: Einmal, dass es dort so unzugänglich ist, dass buchstäblich kein Weiterkommen möglich ist. Zum anderen, dass es einst unvorstellbar war, dass jenseits des Wassers ein anderes Land, ein anderes Leben existieren könnte.

Vom Meer ging Gefahr aus

Küste und Meer haben für jene, die sich dort ansiedeln, schon immer eine ambivalente Bedeutung. Während sie einerseits Fisch und Meeresfrüchte liefern, sind sie wiederum mit Gefahren und Herausforderungen verbunden. Küsten waren oft genug Schauplätze für Konflikte und Kriege: Vom Meer kam der Feind, um das Land einzunehmen. Eroberer nutzten den Wasserweg, um heimlich anzugreifen oder die Küstenlinien zu besetzen. Eine ständige Bedrohung für Handelsschiffe und Siedlungen in Wassernähe stellten überdies Piraten dar; ihre Ankunft verhieß meist Plünderungen.

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