Expertenurteil über 25 herausragende Tropfen

Whisky im Test

Im inoffiziellen Hauptquartier des Whiskybotschafters, dem Trompeterschlössle in der Schweiz, direkt an der Grenze zu Konstanz, haben wir elf Fachleute eingeladen, um aktuelle Whiskys, die in Sherryfässern reifen durften, umfassend zu testen und aktuelle Trends und Markteinschätzungen aufzuspüren. Von Bernhard Schäfer.

Die Technik

Um bei einer Verkostung zu einem seriösen Ergebnis zu gelangen, gibt es mehrere Dinge zu beachten. Die Verkostung muss „blind“ erfolgen, sodass die Verkoster nicht genau wissen, welchen Whisky sie vor sich haben. Es sollte jedoch nicht komplett blind sein. Daher haben wir die Proben in Flights aufgeteilt, die nach Alter und dann nach Volumenprozenten sortiert wurden. Fassstärke-Whiskys waren in einem eigenen Flight enthalten. Fast alle Proben waren Single Malts, aber es waren auch zwei Blended Malts dabei. Insgesamt wurden unsere 25 Whiskys auf fünf Flights unterschiedlicher Größe aufgeteilt. Die Proben wurden nach einem 100-Punkte-Schema bewertet, das Aussehen, Geruch, Geschmack und Balance berücksichtigt. Ein weiterer wichtiger Punkt bei einer Verkostung ist die Größe und Zusammensetzung des Panels. Bei den meisten Wettbewerben bestehen die Gruppen aus fünf bis sieben Verkostern, manchmal auch weniger. Das ist durchaus möglich, besonders wenn es sich um geschulte Verkoster handelt. Bei unserer Verkostung waren insgesamt elf Personen anwesend. Eine größere Gruppe ist in jedem Fall aussagekräftiger, da einzelne „extreme“ Bewertungen weniger ins Gewicht fallen. Es kommt häufig vor, dass ein Verkoster einen ganz anderen Eindruck von einer Probe hat als der Rest. In größeren Gruppen ist dies weniger bedeutend. Auch die Zusammensetzung des Panels ist wichtig. Alle waren Whiskyprofis, jedoch mit unterschiedlichem Hintergrund, Erfahrung und Ausbildung im Bereich Spirituosen.

Die Jury

Es ist immer noch eine Herausforderung, fachkundige Frauen für eine Jury zu finden, aber der Pool wird glücklicherweise größer. Zwei Frauen waren Teil der Jury: Jasmin Haider von der österreichischen Whiskymarke Haider und Susanne Simon von der Brennerei Simon in Nordfranken. Zu den männlichen Jurymitgliedern gehörten der erfahrene Whiskyhändler (Whisky & Cigars) Eugen Kasparek aus Berlin, Werner Hergert vom Irish Pub in Tuttlingen, Sebastian Büssing, der Brand Ambassador von Loch Lomond und Patrick Ahluwalia von der Firma Kirsch Import. Aus der Schweiz waren Gianni Migliore vom Importeur Best Taste, Oliver Strekeisen von der DIWISA AG sowie die Keepers of the Quaich Kollegen Walter Brandenberger und Claudio Bernasconi Teil der Jury.

Die Whiskys

Der erste Flight bestand aus insgesamt 5 Whiskys im Alter von bis zu 11 Jahren. Nach der Verkostung des ersten Whiskys haben wir das Panel etwas aufeinander eingeschworen. Bis auf einen lagen alle Proben in einem ähnlichen Bereich von 70 bis 80 Punkten. Am besten schnitt der Scallywag „The Gipfelgruß“ ab, gefolgt von der Glenfarclas 2013 Easter Edition, bei der sich die Tester einig waren, dass sie von hochwertiger Qualität ist.

Im zweiten Flight, in dem ausschließlich 12 Jahre alte Whiskys verkostet wurden, befanden sich sechs bekannte Marken aus verschiedenen Regionen Schottlands. Obwohl der Glenallachie 12 das Panel überzeugte, lag das Gesamtfeld eng beieinander.

Der dritte Flight war etwas kleiner, da wir in der Altersklasse von 14 und 15 Jahren nur drei Whiskys hatten: Rock Island 14, einen Blended Malt, den Glen Dronach Revival 15 Jahre und den Benrinnes Flora & Fauna 15 Jahre. In dieser Runde wurde erneut deutlich, dass es kaum noch schlechte Whiskys gibt oder dass diese es nicht bis zur Abfüllung schaffen. Die Punkte lagen alle im Bereich der 83, nur die Dezimalstellen unterschieden sich.

Im vierten Flight haben wir drei Whiskys in Fassstärke zusammengefasst: einen Arran, einen Loch Lomond und einen Bunnahabhain. Der Loch Lomond gewann knapp vor dem Bunnahabhain in Fassstärke. Diese Fassstärke-Whiskys kamen insgesamt gut an. Brand Ambassador Sebastian Büssing konnte den Loch Lomond nicht identifizieren, möglicherweise weil es sich um eine brandneue Abfüllung handelte oder weil es generell schwer ist, dies zu tun. Außerdem war dies nicht beabsichtigt.

Zuletzt wurden acht Whiskys der Königsklasse verkostet, sozusagen die Krönung nach der „Pflicht“. Man könnte sich fragen, ob es nicht zu viel ist, nachdem bereits 17 Whiskys verkostet wurden, aber bei einer Verkostung spuckt niemand den Whisky aus, egal wie fein, edel und teuer er sein mag. Im letzten Flight hatten wir sechs 18 Jahre alte Whiskys und zwei 21 Jahre alte Whiskys, teilweise echte „Sherrybomben“, einige davon nicht nur Finishes, sondern vollständig in Sherryfässern gereift. Die Punkte lagen im oberen Bereich der 80er-Reihe. Der Glenallachie 18 und der Tamdhu 18 konnten die Jury beeindrucken. Doch unangefochten an der Spitze war eine Abfüllung mit 58,8% Vol. Eine Sonderabfüllung von Claudio Bernasconi zum 40-jährigen Jubiläum seines Hotels Waldhaus am See, genannt Speyside (M). Man kann nun spekulieren, aus welcher Brennerei dieser extrem dunkle Whisky stammt. Diese Abfüllung erzielte die höchste Punktzahl der gesamten Verkostung, selbst, nachdem die Wertung von Claudio Bernasconi herausgenommen wurde.

Abschließend entsteht der Eindruck, dass echte sogenannte „Sherrybomben“ bei den regulären Whiskys der großen Hersteller eher selten sind. Hier muß man dann doch zu unabhängigen Abfüllern greifen.