Tasteforum: Expertenurteil zu Blended Scotch und Blended Malt
Whisky im Test

Die Anreise der Verkosterinnen und Verkoster erfolgte über Deutschland und die Schweiz. Denn das Ziel war, das erste Whisky-Hotel Europas, gelegen in der Schweiz, direkt in Sichtweite zur deutschen Grenze und fußläufig von Konstanz, der größten Stadt am Bodensee. Das Hotel bietet neben individuellen (Whisky)-Zimmern eine hauseigene Pot-Still Whisky-Bar und einen großzügigen Gastraum. Hier fand die Verkostungsrunde für den Frühsommer statt.
Die Technik
Um bei einer Whiskyverkostung zu verlässlichen und aussagekräftigen Ergebnissen zu kommen, sind mehrere Aspekte entscheidend. Zunächst sollte die Verkostung unter sogenannten „Blindbedingungen“ stattfinden – das bedeutet, dass die Teilnehmenden nicht wissen, welchen konkreten Whisky sie bewerten. Eine vollständige Blindverkostung ist jedoch nicht immer sinnvoll. Deshalb wurden die Proben in sogenannte Flights gruppiert, zunächst nach Altersstufen und innerhalb dieser nach Alkoholvolumen geordnet.
Whiskys in Fassstärke wurden separat in einem eigenen Flight verkostet. Bei den Proben handelte es sich um Blended Scotch Whiskys und einige Blended Malts – zum Teil mit Altersangabe und zum Teil ohne. Manche davon reiften in speziellen Fässern, also nicht nur Ex-Bourbon. Den Verkostern wurde mitgeteilt, wenn es sich um Fassstärke handelte oder in dem Flight spezielle Fässer für die Reifung zum Einsatz kamen. Blended Malt ist zwar etwas anderes als Blended Scotch, jedoch agieren beide im gleichen Marktsegment und haben eine gemeinsame Zielgruppe.
Insgesamt wurden die 25 Whiskys auf vier unterschiedlich große Flights verteilt. Die Bewertung erfolgte auf Basis eines 100-Punkte-Systems, das Aspekte wie Farbe, Geruch, Geschmack und Gesamteindruck berücksichtigt. Ein weiterer entscheidender Faktor bei der Durchführung einer Tasting-Runde ist die Größe und Vielfalt des Verkosterpanels. Während viele Wettbewerbe mit fünf bis sieben Jurymitgliedern arbeiten – manchmal auch mit weniger – ist eine kleinere Gruppe nur bedingt sinnvoll. In unserem Fall setzte sich das Panel aus elf Personen zusammen. Eine größere Runde bietet den Vorteil, dass einzelne Ausreißer-Bewertungen weniger Einfluss auf das Gesamtergebnis haben. Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Probe bei einer Person ganz anders ankommt als beim Rest. In größeren Gruppen wird dieser Effekt besser ausgeglichen. Ebenso wichtig ist die Zusammensetzung der Jury. Zwar waren alle Teilnehmenden ausgewiesene Whiskyexperten, doch sie brachten unterschiedliche Perspektiven, berufliche Hintergründe und Ausbildungswege aus der Welt der Spirituosen mit – was die Gesamtbeurteilung zusätzlich bereicherte.
Die Jury
Es ist immer noch eine Herausforderung, fachkundige Frauen für eine Jury zu finden, aber der Pool wird glücklicherweise größer. Zwei Frauen waren Teil der Jury: Stefanie Klöckner von der Brennerei Birkenhof und Sofie Masson von der Destille Brandhaus 7 Whisky. Zu den männlichen Jurymitgliedern gehörten Knud Scheibelt von der Schwarz-Weiß-Bar in Stuttgart (Best Whiskybar 2025) und Sebastian Büssing, der Brand Ambassador von Loch Lomond. Aus der Schweiz waren Mike Spichtig vom Importeur Best Taste Trading, Oliver Strekeisen von der DIWISA AG, Philipp Vollmar, Leiter Marketing von der Langatun Distillery AG, der Master Distiller der Rugenbräu, Philip Zollner, der Sales Manager von Baur au Lac Vins, Remo Zwahlen, sowie der Keepers of the Quaich-Kollege Claudio Bernasconi vom World of Whisky by Waldhaus aus St. Moritz Teil der Jury. Wenn Sie jetzt gezählt haben, kommen Sie nur auf zehn Verkoster – der elfte Tester war der Autor selbst. Nach der Verkostung des allerersten Whiskys haben wir über diesen Whisky diskutiert, um eine gemeinsame Basis für die weitere Verkostung zu schaffen. Die Jurymitglieder haben ja bewusst einen unterschiedlichen beruflichen Hintergrund, haben zwar große Whiskykenntnis, sind aber nur zum geringen Teil erfahrene Verkoster. Eine Art Eichung ist daher förderlich für ein valides Ergebnis.
Die Whiskys
Die erste Gruppe Whiskys gehört technisch zusammen, aber aus praktischen Gründen haben wir diese in zwei Flights zu jeweils sechs Whiskys aufgeteilt. Es handelte sich bei den Whiskys meist um die günstigeren Standard-Blends. Die meisten Punkte in diesem Flight gingen an den Timorous Beastie
Blended Malt, Moscatel Edition von Douglas Laing ohne Altersangabe, dicht gefolgt von The Deacon, einem neuen Blend von Pernod Ricard. Auf den dritten Platz kam The Turntable, die 2024-Edition „All My Life“. Wobei gesagt werden kann, dass die ersten sieben Produkte nur um drei Punkte variierten, also sehr ähnlich bewertet wurden.
Im dritten Flight hatten wir sechs Whiskys mit Altersangabe im Bereich 12 bis 25 Jahre verkostet. Als Sieger in diesem Flight wurde der 17 Jahre alte Ballantine’s gekürt. Es war quasi ein Fotofinish, denn der Abstand zum Zweitplatzierten Royal Salute mit 25 Jahren betrug gerade mal 0,4 Punkte. Nun, beide Whiskys werden vom gleichen Master Blender, Sandy Hyslop, betreut. Auch der dritte Whisky, Dewar’s 12, lag gerade mal 1,6 Punkte hinter dem zweiten.
Zu guter Letzt kamen die Spezialreifungen und bekanntermaßen rauchige Whiskys an den Tisch – insgesamt sieben Stück hatten wir in dieser Kategorie zu beurteilen. Hier hat Douglas Laing groß zugeschlagen. Die beste Bewertung bekam der Scallywag The Winter-Edition Orange Wine Casks, gefolgt von der Rock Island Tequila-Edition. Dritter wurde der Compass Box Secrets of Smoke Blended Malt. Hier machten vier Punkte den Unterschied zwischen dem ersten und dem dritten Platz.
Fazit
Wenn man nun die gesamte Verkostung betrachtet, also alle Whiskys in einen Topf wirft, dann haben die Spezialvarianten die Nase vorn. Sieger über alles wurde der Scallywag aus dem Orange Wine Cask. Kurz dahinter – zur wirklichen Überraschung – die Rock Island Tequila Edition. Überraschung insofern, als dass er wirklich bei allen eine sehr gute Bewertung bekam und das Tequila-Finish gut erkannt wurde. Als dritter Sieger ging der Compass Box Secrets of Smoke vom Platz, bei diesem reiften rauchige Destillate in ehemaligen Weinfässern. Aber der Abstand zwischen Platz drei, vier und fünf liegt im Nachkommabereich. Platz vier und damit bester klassischer Blended Scotch wurde der Ballantine’s 17, gefolgt vom 25-jährigen Royal Salute.
Autor
Bernhard Schäfer
Die Ergebnisse
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Bezugsquellen
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